Alsfeld: Bürgermeister Stephan Paule eröffnete am vergangenen Samstag mit dem Bildhauer Gunter Demnig die sehenswerte Ausstellung „Gunter Demnig: SPUREN und WEGE“, die sich in den Ausstellungsräumen in Elbenrod auf ca. 350 m2 erstreckt. Neben den europaweit bekannten Stolpersteinen befasst sich der Rest der Ausstellung mit Demnigs Kunstwerken, die vor den gold-glänzenden Steinen erschaffen wurden: Klanginstallationen, Jahrmarktautomaten, Skulpturen usw.

Kunstinteressierte sind herzlich eingeladen, die Ausstellung ab September mehrmals im Jahr zu besuchen. Die Termine werden vier Wochen vorher auf www. stolpersteine.eu veröffentlicht. Weitere Informationen erhalten Sie dazu unter der Mail: info@stolpersteine.eu

Als Gunter Demnig vor 30 Jahren am 16. Dezember 1992 vor dem Historischen Rathaus in Köln zusammen mit Rom e.V. einen quadratischen Stein ins Pflaster verlegte, ahnte keiner der Beteiligten, dass es sich bei dieser Aktion um den Auftakt einer Serie von mittlerweile über 95.000 Steinen in 28 Ländern Europas handelte.

Die im Boden verlegten kleinen Gedenktafeln, die sogenannten Stolpersteine, sollen an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus (NS-Zeit) verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die quadratischen Messingtafeln mit abgerundeten Ecken und Kanten sind mit von Hand mittels Hammer und Schlagbuchstaben eingeschlagenen Lettern beschriftet und werden von einem angegossenen Betonwürfel mit einer Kantenlänge von 96 × 96 und einer Höhe von 100 Millimetern getragen. Sie werden meist vor den letzten frei gewählten Wohnhäusern der NS-Opfer niveaugleich in das Pflaster bzw. den Belag des jeweiligen Gehwegs eingelassen.

Die Stolpersteine werden in Handarbeit hergestellt, weil dies nach Demnig im Gegensatz zur maschinellen Menschenvernichtung in den Konzentrationslagern steht. Eine von drei Produktionsstätten für Stolpersteine ist in Elbenrod, die anderen sind in Berlin und Amsterdam.

Demnigs Intention ist unter anderem, den NS-Opfern, die in den Konzentrationslagern zu Nummern degradiert wurden, ihre Namen zurückzugeben. Das Bücken, um die Texte auf den Stolpersteinen zu lesen, soll eine symbolische Verbeugung vor den Opfern sein.

Im April 2022 verlegte Demnig den 90.000sten Stolperstein in Gedenken an die schwangere Agathe Fleissner, welche in der Penzberger Mordnacht erhängt wurde. Die Stolpersteine gelten als das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Die Marke Stolpersteine ist von Demnig seit 2006 beim Deutschen Patent- und Markenamt und seit 2013 auf europäischer Ebene geschützt.

Seit 2016 wird das Projekt von der von Gunter Demnig gegründeten gemeinnützigen STIFTUNG – SPUREN – Gunter Demnig getragen, deren 11 Mitarbeiter*Innen von der Auftragsannahme über Recherchen zu den Opferbiografien und der pädagogischen Arbeit mit Schulklassen bis hin zur eigentlichen STOLPERSTEIN-Verlegung für einen reibungslosen Planungablauf sorgen.

In Alsfeld sind 42 Stolpersteine verlegt, die die Geschichten von 42 jüdischen Alsfelder*Innen erzählen. Sie beginnen alle mit den gleichen zwei Worten: „Hier wohnte“. Drei Verlegungen haben mit dem Künstler Gunter Demnig stattgefunden: die erste am 24. Oktober 2009, eine am 7. September 2010 und die dritte am 27. September 2011. Weitere 15 STOLPERSTEINE werden an 6 Stellen am 29. September 2022 ab 9:00 Uhr im Herzen von Alsfeld verlegt werden.

Zu den Verlegungen, deren genauer Ablauf noch bekannt gegeben wird, sind alle Interessierten herzlich eingeladen.