Am Freitag, 12.05.2023 konnte Erster Stadtrat Berthold Rinner, Nancy Freund-Heller und ihren Ehemann Jeffrey aus USA im Alsfelder Rathaus willkommen heißen. Der Besuch diente dem Zweck, die Beziehung von Nancy Freund-Heller zu ihrer Heimatstadt Alsfeld zu erkunden und weitere historische Zusammenhänge zu erforschen.

Nancy Freund-Hellers Mutter, Irmgard Steinberger, wurde im Jahr 1920 in Alsfeld geboren. Im Jahr 1933 floh sie mit ihrer Familie vor dem NS-Terror nach Israel. Irmgards Eltern, Adolf und Rosi, betrieben eine Fabrik für Berufskleidung in der Grünberger Straße und wohnten im Haus Alicestraße 14, das heute als Kinderbekleidungsgeschäft genutzt wird.

Die Freund-Hellers besuchten bereits mehrfach die Stadt Alsfeld und die Gedenkstätte in Angenrod in Begleitung von Joachim und Claudia Legatis von der Gedenkstätte Speier. Während ihres Besuchs sprachen sie auch über die Beziehung von Nancy Freund-Hellers Mutter zu dem Alsfelder Schriftsteller Karl Brodhäcker. In seinem Roman „Das Herz im Schnee“ hatte Brodhäcker der aufkeimenden Liebe zwischen der jungen Irmgard und ihm ein Denkmal gesetzt. Nancy hat die Korrespondenz zwischen Brodhäcker und ihrer Mutter aufbewahrt .

Der Großvater von Nancy Freund-Heller, Adolf Steinberger, war Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Alsfeld. Als er im Jahr 1933 von drohenden Übergriffen der Nazi-Schläger erfuhr, traf er die Entscheidung, seine Familie in Sicherheit zu bringen. Zunächst dachte er an eine Flucht nach Luxemburg, doch seine Frau Rosi empfand dies als zu nah an den Geschehnissen. Da die Konkurrenz in der Kleiderfabrikation in den USA sehr stark war, entschied sich die Familie letztendlich dafür, nach Israel zu gehen. Der Gang ins Exil war für Irmgard und ihre kleine Schwester Charlotte keine einfache Entscheidung.

Der Besuch von Nancy Freund-Heller und ihrem Ehemann Jeffrey ist von großer Bedeutung, da er dazu beiträgt, die historische Verbindung zwischen Alsfeld und der Familie Steinberger aufzuzeigen.

Berthold Rinner freute sich, Nancy Freund-Heller und ihren Ehemann Jeffrey als Gäste begrüßt zu haben und unterstützt ihr Engagement, die Geschichte ihrer Familie weiter zu erforschen und zu dokumentieren. „Solche Bemühungen tragen dazu bei, die Erinnerung an vergangene Ereignisse aufrechtzuerhalten und das Bewusstsein für die Bedeutung von Toleranz, Respekt und Frieden zu stärken“, so Rinner. Rinner äußerte seine Dankbarkeit für den Besuch und betonte die Wichtigkeit, die Vergangenheit zu verstehen und aus ihr zu lernen. „Die Geschichte der Familie Steinberger ist ein berührendes Beispiel dafür, wie Menschen in schwierigen Zeiten Mut und Entschlossenheit zeigen, um ihre Lieben in Sicherheit zu bringen. Es ist von großer Bedeutung, dass wir uns immer wieder mit solchen Geschichten auseinandersetzen, um sicherzustellen, dass sich die Schrecken der Vergangenheit nicht wiederholen.“